Dissertationsprojekt

Wie wandeln?

Kulturanthropologische Einblicke in den Werkzeugkasten gegenwärtiger Nachhaltigkeitsbemühungen

Promotionsprojekt von Britta Acksel am Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie der Goethe-Universität Frankfurt. Betreuerin: Prof. Gisela Welz. Zweitbetreuer: Prof. Jörg Niewöhner. Gefördert durch das Studienförderwerk Klaus Murmann im Rahmen des Think Lab „Energie-Gesellschaft-Wandel“.

Ausgangspunkt des Forschungsprojektes ist die Frage wie politische, zivilgesellschaftliche und wissenschaftliche Akteure, sowie Akteure aus Wirtschaft und Verwaltung versuchen Energie und Gesellschaft zu wandeln und Städte nachhaltiger und resilienter zu gestalten.

Eine Antwort darauf ist, dass sie dies mit Hilfe von Transformationsinstrumenten (TI) versuchen. Hierbei handelt es sich um einen Begriff der basierend auf dem Ansatz der Policy Instrumentation entwickelt wurde um Instrumente wie Modellprojekte, Aktionswochen und Roadmaps zu beschreiben. Diese stellen „new soft forms of governance“ dar und zeichnen sich durch Freiwilligkeit, Flexibilität, zeitliche Begrenztheit, sowie einen kommunikativen und konsultativen Charakter aus.

Ausgehend von der Frage wie mit TIs versucht wird Wandel voranzutreiben, wurden vier Funktionsfoki herausgearbeitet: Planungs-, Innovations-, Informations- und Aktivierungsfokus. Basierend auf theoretischen Arbeiten aus der Anthropology of Policy und den Science and Technology Studies wird TIs Handlungsfähigkeit zugeschrieben, sie sind nicht neutral sondern politisch. Gleichzeitig stellen sie Fenster dar, die es ermöglichen gegenwärtige Transformationsbemühungen besser zu verstehen. Im Promotionsprojekt werden daher drei Fragen gestellt:

  1. Wie wird die Zweckmäßigkeit und Plausibilität von Transformationsinstrumenten konstituiert?
  2. Wie funktionieren Transformationsinstrumente?
  3. Welche (unitendierten) Effekte haben sie?

Diese Fragen werden in sechs Fallstudien beantwortet, in den drei europäischen Städten Essen (DE), Malmö (SWE) und Almada (PRT). In allen drei Städten werden Aktionswochen beforscht, ein TI mit Aktivierungsfokus. Zusätzlich wird in jeder Stadt zu einem TI gearbeitet, dass sich einem der anderen drei Foki zuordnen lässt. In Essen soll zum Titel der European Green Capital als TI mit Informationsfokus, in Malmö zu einem TI mit Innovationsfokus, dem Ideenlabor Kommendanthuset und in Almada zum Strategic Energy Action Plan der Stadt, einem TI mit Planungsfokus geforscht werden.

Für diese sechs Fallstudien werden ethnographische Methoden genutzt; eine Mischung aus teilnehmender Beobachtung, Expert_innen Interviews und Dokumentenanalyse. Die Ergebnisse dieses Promotionsprojekts ermöglichen ein verbessertes Verständnis und eine Fortentwicklung gegenwärtiger Transformationspraktiken mit Fokus auf Städten. Gerade da in Europa 69 % der Energie in Städten verbraucht wird und weltweit eine Verdreifachung des städtischen Energieverbrauchs prognostiziert wird, ist dies von besonderer Relevanz. Es ist nicht ausreichend, Ursachen und Auswirkungen des Klimawandels zu erforschen. Wir müssen auch die Praktiken, mit dem wir ihm begegnen, der Selbstverständlichkeit entheben und diese selbst erforschen und verstehen.

Kontakt Britta Acksel

Grafik: kstudija / 123RF Lizenzfreie Bilder

Gesamtprojektkoordination: Karin Schürmann (Forschungszentrum Jülich)

Verbundpartner: Hochschule Bochum (Prof. Dr. Petra Schweizer-Ries, Dr. Oliver Stengel, Moritz Rüller), RWTH Aachen (Prof. Dr. Reinhard Madlener, Hendrik Schmitz, Maria Garbuzova-Schlifter), Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH (Dr. Alexandra Büttgen, Melanie Lukas), Kulturwissenschaftliches Institut Essen (Dr. Steven Engler, Esther Trost)

Förderer: Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung (MIWF); In Zusammenarbeit mit dem Cluster EnergieForschung.NRW

Laufzeit: 03/2015 – 05/2017